Arbeitnehmer:innen haben heute mehr Macht als je zuvor. Der demografische Wandel, erhöhte Ansprüche der Arbeitnehmer:innen, der Fachkräftemangel, die Digitalisierung und die Pandemie haben dazu geführt, dass die Machtverhältnisse sich verschoben haben. In den letzten Jahren lässt sich ein bedeutender Übergang vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt beobachten.
Arbeitnehmer:innen haben nun mehr Optionen und können wählerischer sein, wenn es darum geht, wo sie arbeiten möchten. Aber was hat dazu geführt und was bedeutet das für Arbeitgeber?
1) Demographischer Wandel
Die demographische Entwicklung ist ein entscheidender Faktor für die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung veröffentlicht regelmäßig Untersuchungen zur demografischen Entwicklung. Diese zeigen, dass bis zum Jahr 2060 die Zahl der Bundesbürger bis 20 Jahre von 14,8 Millionen auf 11-12 Millionen sinken wird. Gleichzeitig wird sich die Erwerbsbevölkerung voraussichtlich von 50 Millionen um rund ein Viertel verringern. Die Baby-Boomer-Generation geht in Rente und wird von jüngeren Generationen abgelöst, die andere Prioritäten und Ansprüche an Arbeitgeber haben. Daher müssen Arbeitgeber um junge und qualifizierte Arbeitskräfte werben, um ihre Unternehmen zukunftssicher zu machen und den Herausforderungen des demographischen Wandels zu begegnen.
2) Höhere Ansprüche
Gleichzeitig haben Arbeitnehmer:innen heutzutage höhere Ansprüche an ihren Arbeitsplatz. Sie suchen nicht nur nach einem Job, sondern nach einem Arbeitgeber, der ihre Werte teilt und ein angenehmes Arbeitsumfeld bietet. Auch der „Purpose“ der Arbeit und die Identifikation der eigenen Werte mit den Unternehmenswerten spielt für die Generation Z bei der Auswahl des Arbeitgebers eine zunehmend wichtigere Rolle. Ein guter Lohn reicht nichtmehr aus. Viele Arbeitnehmer:innen messen Work-Life-Balance, flexible Arbeitszeiten, Zusatzleistungen und Weiterbildungsmöglichkeiten größere Bedeutung bei.
3) Digitalisierung
Die Digitalisierung hat ebenfalls zur Verschiebung der Machtverhältnisse auf dem Arbeitsmarkt beigetragen. Viele Arbeitsplätze wurden durch Technologie ersetzt, was bedeutet, dass Arbeitnehmer:innen immer spezialisierter werden müssen, um wertvoll für Arbeitgeber zu sein. Gleichzeitig haben Arbeitnehmer:innen mehr Möglichkeiten, remote zu arbeiten, was bedeutet, dass Arbeitgeber flexibler sein müssen, um Talente anzuziehen. Die zunehmende Transparenz durch Bewertungsportale und soziale Medien erhöht zusätzlich den Druck auf Arbeitgeber, sich als Arbeitgebermarke zu etablieren und ihre Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern.
4) Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel ist ein weiteres Problem, mit dem Arbeitgeber konfrontiert sind. Es gibt einfach nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte auf dem Markt, um alle offenen Stellen zu besetzen. Laut der IHK werden der Wirtschaft zwischen 2022 und 2035 durchschnittlich pro Jahr über 397.000 Fachkräfte fehlen. Zudem werden die Fachkräfte immer älter. Das durchschnittliche Alter aller Fachkräfte wird von 45,2 Jahren (2021) auf 49 Jahre (2035) steigen. 2007 lag es noch bei 40,3 Jahren. Die Pandemie hat diese Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt noch verstärkt. Viele Arbeitnehmer:innen haben sich daran gewöhnt, von zu Hause aus zu arbeiten, was bedeutet, dass Arbeitgeber flexibler sein müssen, um Talente anzulocken. Gleichzeitig hat die Pandemie den Fachkräftemangel intensiviert, was zur Folge hat, dass Arbeitgeber noch härter um Talente kämpfen müssen.
Wie bleibt dein Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt relevant?
Unternehmen müssen sich den neuen Anforderungen anpassen und ihren Arbeitnehmer:innen und Bewerber:innen attraktive Arbeitsbedingungen bieten, um sie zu für sich zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden. Es geht nicht mehr nur darum, ein gutes Gehalt zu zahlen, sondern auch darum, Arbeitszeiten und -orte, Benefit- und Anreizmaßnahmen sowie Karrierepfade immer individueller an die Arbeitnehmer:innen anzupassen. Schon beim Bewerbungsprozess benötigt es ein Umdenken, Stichwort „Candidate Experience“. Diejenigen, die Fachkräfte umwerben statt nur zu verwalten, werden in Zukunft die Nase vorn haben. Der Erlebnisfaktor spielt dabei eine entscheidende Rolle und Recruitainment wird zu einer zentralen HR-Disziplin. Unternehmen sollten in Betracht ziehen, potenzielle Bewerber:innen mit Spiel- und Unterhaltungselementen zu begeistern, anstatt sich nur auf die klassische Karrierejagd zu konzentrieren.
Personalmanager:innen müssen sich in Zukunft mehr auf Marketing konzentrieren und kanalübergreifendes Arbeitgebermarketing betreiben.
Angesichts des Fachkräftemangels sollten Unternehmen so früh wie möglich mit dem Employer Branding beginnen. Zusammengefasst gilt: Wer als Arbeitgeber nicht mit der Zeit geht, wird bald von der Zeit überholt werden.
Unsere 5 Tipps, um auf dem Arbeitsmarkt aktuell zu bleiben:
- Passe das Stellenangebot an die Erwartungen der jüngeren Arbeitnehmergeneration an.
- Betone die Werte und den Zweck des Unternehmens.
- Biete Telearbeit und investiere in Technologien, um die Effizienz und Effektivität zu steigern.
- Schaffe eine attraktive Arbeitgebermarke durch Förderung der Mitarbeiterzufriedenheit und personalisierte Leistungen und Anreize.
- Biete kontinuierliche Schulungs- und Entwicklungsmöglichkeiten an.
- Gehe proaktiv gegen die Qualifikationslücke vor, die durch die alternde Belegschaft und den Mangel an qualifizierten Kandidaten entsteht.
Wir beraten Dich gerne und unterstützen Dein Unternehmen bei der Umsetzung!